Der Einstieg in die Welt des Dichtens
und Worte-in-die-Reihe-Richtens
erscheint dem Fritze Schreiberling
als ein nicht gar so schweres Ding.
Er ist gefüllt mit den Gedanken,
die sich um Herz, Schmerz, Liebe ranken
wie eine Gans zu Festtagszeiten;
er muss sie nur noch aufbereiten.
Er konsumiert den Dichter Heine
und urteilt nach dem Augenscheine
und den Gefühlen aus dem Bauch:
Was Heinrich konnte, kann ich auch.
Beherzt greift er nach einem Blatte;
doch was er aufzuschreiben hatte,
als eines Geistesblitzes Toben,
versinkt und kommt nicht mehr nach oben.
Was wär’ ein dichterisch’ Gelüste,
wenn es sich nicht zu helfen wüsste?
Im Internet, wo viele ’brauen’,
da lässt sich ganz gewiss ’was klauen.
Dann sind da noch die Reim-Maschinen,
die Einfallslose gern bedienen.
Sie liefern Watte und Debatte
und manche satte, matte Ratte …
Wer sagt’s denn! Schon hat Fritz die Enden!
Wenn sich die Anfänge noch fänden,
dann wiche dichterische Hemmung
der schöpferischen Überschwemmung.
Er wird die Lyrikwelt beglücken
und Neues bau’n aus alten Stücken!
Ruck-zuck, in wilder Schaffensgier
bringt er solch Werklein zu Papier.
Die erste Strophe spricht vom Lieben.
(Sie ist von Heine abgeschrieben)
Ein Verslein übers Himmelbett
stiehlt er sich aus dem Internet.
Dann hüllt – zwecks zärtlicher Debatte –
sein liebend’ Herz er flugs in Watte,
versteckt es unter jener Matte,
die Liebchen unterm Fuße hatte.
Die Ratte kann bei Liebesdingen
er nicht so richtig unterbringen,
deshalb lässt er ein Vög(e)lein holpern
und über (leider sehr) falsches Versmaß stolpern.
Letztendlich setzt entzückt und munter
er seinen ’Friedrich Schreiber’ drunter,
schickt das Gereim’ in alle Winde,
auf dass es viele Leser finde.
Oh Pegasus, spann weit die Flügel,
entfliehe Fritzens Zaum und Zügel
und rette deiner Wortkunst Glanz,
sonst endest du als Festtagsgans!
Barbara Siwik wohnt in Braunsbedra bei Merseburg. Nach dem Abitur absolvierte sie ein sozialpädagogisches Fachschulstudium in Berlin und arbeitete als Erzieherin in einem Kinderheim.Nach der Geburt ihrer Kinder nahm sie ein bibliothekarisches Fachschulstudium in Leipzig auf mit dem Abschluss Dipl. Bibliothekar. Es folgte eine langjährige Tätigkeit als Bibliothekarin in der Stadtbibliothek Merseburg, die sie von 1991 bis zu ihrem Ruhestand auch leitete. Sie ist in zahlreichen Anthologien mit Gedichten, Erzählungen und Märchen vertreten. Selbständige Buchveröffentlichungen: Das Erbe des Casparius, Das Buch der magischen Sprüche, Wohin du gehen wirst, Der unwegsame Pfad der Zeit, Die Märchenweberin, Der Schatz aus der Truhe, Aqua Tofana Geschichten am Rande des Möglichen, Die Witwe aus Betulia. Barbara Siwik ist Mitglied des Verbandes deutscher Schriftsteller Sachsen-Anhalt.
Homepage: WortOrt – WortZeit – WortKunst
© Der Schuhschnabel. ISSN 2942-1756. Alle Rechte bei den Autor:innen.
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